Nachdem ich bereits 6 Monate meine Fußballschuhe für die AllerBestenVreunde schnüre, möchte ich meinen Gauchos in Argentinien einmal Einblicke in das Leben als Fußballreporter - und leidenschaftlicher Fußballprofi ohne monetäre Entlohnung gewähren.
Hier im Stuttgarter Kessel lieben die Menschen den Fußball, leider bin ich jedoch zu einer Zeit angereist, in welcher ambivalente Gefühle in Herzen der Fußballverrückten-Stuttgarter vorherrschen. Mein eigenes Territorium ist die Waldau. Dort sind die Stuttgarter Kickers (ein ehemaliger Bundesligist) unter großem Jubel in die Regionalliga und den damit verbundenen semi-professionellen Fußball zurückgekehrt. Als zweite Kraft auf der Waldau sieht es mit dem Klassenerhalt für unsere erste Mannschaft sehr gut aus, es fehlt nur noch ein Punkt. Ein Angriff auf die Vormachtstellung der Kickers ist aktuell noch nicht geplant - der Aufbau der Vreunde-Jugend - Glückwunsche an unseren neuesten Papa Walz an dieser Stelle - läuft jedoch auf Hochtouren.
Ich persönliche bin für die Zweite Garnitur der AllerBestenVreunde am Ball. Diese profitiert von meiner argentinischen Härte und der Lust an einer gut getimten Grätsche. Gemeinsam mit meinen Kameraden Jeffinho aus Brasilien und Pepito aus Uruguay bilde ich einen gefürchteten südamerikanischen Dreizack - Spielwitz, Finesse und Torgefahr sind dabei selbstverständlich.
Vergangenen Sonntag wurde ich als einzige Sturmspitze aufgestellt, und konnte gemeinsamen mit mis alemanes die favorisierten Musberger an den Rand eines Remis bringen. Die Partie begann bei bestem Wetter eher suboptimal, da wir als guter Gastgeber unseren Gästen erst einmal drei Geschenke machten, welche diese zum 0:1, 0:2 und 0:3 nutzten. Es wird gemunkelt, dass in der anschließenden Trinkpause original argentinischer Mate-Tee ausgeschenkt wurde, welcher mich und meine Vreunde erst auf die richtige Betriebstemperatur brachte. Insbesondere bei unserem Berliner Neuzugang Kuno hatte der Mate-Tee durchschlagende Wirkung. Dieser erzielte nach schöner Einzelleistung - forciert durch argentinisches Lamentieren im Zweikampf zuvor - den Anschlusstreffer zum 1:3. In der zweiten Hälfte war dann eine aufgeheizte Atmosphäre, die ich sonst nur von meinem geliebten "Libertadores de América" kenne. Angetrieben davon, war es in der 62. Minute soweit - ich konnte mein erstes Saisontor erzielen!! Selbst Maradonna hätte gestaunt, wie ich, nach einem schönen Diagonalball meines Trainers Rothfuß, nervenstark allein auf den Musberger Torwart zulief und den Ball dann ganz cool ins Eck legte. Trotz meines Treffers war es uns im Anschluss nicht mehr möglich, den Ausgleich zu erzielen, jedoch war unser Teamspirit wieder einmal hervorragend und ich freue mich schon auf unseren Saisonabschluss in Plattenhardt nächste Woche.
Sofern ich nicht in meiner eigenen Mannschaft für Tore und Assist sorge, bin ich als Kommentator für meine argentinischen Followern im Neckarstadion tätig. Dabei begleite ich die den VfB, der dieses Jahr wieder in der Relegation vertreten ist - was alle Schwaben gleichermaßen entzückt (O-Ton: "2 Spiele umsonscht") und entsetzt ("koin schwäbischer Glub em Oberhaus"). Auch hier überzeuge ich mit gewohnter Kommunikationsfreunde und meinem offenen Wesen. Dabei habe ich schon Bekanntschaft mit diversen Größen aus der Bundesliga gemacht, unter anderem Herbert Fandel, welchen ich nach einer gemeinsamen Cerveza auch Herbi nennen darf.
P.S. Mein erstes Saisontor feierte ich abends stilecht mit einem argentinischen Fugazzetta Pizza und einem feinen Malbec aus Cafayate.