Lage der Liga In der Staffel 2 fehlt ein Topanwärter auf den Titel. Zum engeren Kreis gehören zwei Filderteams.
Mag sein, dass auf dem Platz manch einer noch an seinem Abwehrverhalten arbeiten muss. Abseits des Rasens, da funktioniert die Defensive einstweilen schon einmal ganz gut. In einer Woche beginnt in der Stuttgarter Fußball-Kreisliga A die neue Saison, und selten war es schwerer, in der Staffel 2 den Meister zu prognostizieren. Zum einen, weil es den einen herausstechenden Überflieger nach dem Aufstieg des bisherigen Seriensiegers SV Sillenbuch nicht mehr gibt – entsprechend weit ist die Konkurrenz bei ihren Meistertipps auch davon entfernt, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Zum anderen, weil dafür in einem anderen Punkt umso mehr Einigkeit herrscht. Das kollektive Motto bei all jenen, deren Namen auf den Tippzetteln auftauchen: Favorit? Wir?! Aber nicht doch! Das muss ein Irrtum sein.
Als Paradebeispiel schreitet dabei der amtierende Vizemeister SGM ABV/TSV 07 Stuttgart voran. Die Degerlocher führen nach einer Umfrage unserer Zeitung bei den beteiligten Vereinen mit immerhin sechs Stimmen das Ranking an – und sorgen zugleich mit ihrer eigenen offiziellen Zielsetzung für den krassesten Kontrast. Die interne Vorgabe beim Waldau-Club lautet: Klassenverbleib. Dass die Gegner den Seinen so viel mehr zutrauen, nimmt der Spielleiter Daniel Dick mit einem Schulterzucken hin. „Im vergangenen Jahr hatten wir den Aufschwung nach dem Aufstieg. Man kann nicht davon ausgehen, dass alles wieder so läuft“, sagt er. Auch nicht, dass der Torjäger Maximilian Uhlenberg weiter wie am Fließband trifft. In den beiden jüngsten Spielzeiten hat der 27-Jährige insgesamt 80 (!) Punktspieltreffer erzielt.
Als schärfste Rivalen werden zwei Filderteams gehandelt: Der SV Bonlanden II und der TSV Musberg kommen auf jeweils nur eine Nennung weniger – die Musberger, obwohl sie ihrerseits ihren Topangreifer verloren haben. Rechnet man nun noch in Lauerstellung befindliche Mannschaften wie die Spvgg Stetten, den KV Plieningen oder Omonia Vaihingen hinzu, ist man schon beim annähernd halben Starterfeld. Zoltan Djenes, der Trainer der Vaihinger Griechen, schätzt: „Fünf, sechs Mannschaften werden das vorne unter sich ausmachen.“ Vielleicht gehöre sein eigenes Aufgebot ja auch dazu.
Spannung scheint unter diesen Umständen jedenfalls garantiert. Wo kein FC Bayern der Liga, dort auch kein Gähnfaktor im Titelkampf. Stattdessen „ein bisschen Wundertüte“, wie es Djenes’ Büsnauer Amtskollege Giovanni Padani benennt. Was aus jener schließlich herauskommt, wer als Orakel taugt und wer nicht, wird man spätestens am 8. Juni des nächsten Jahres wissen – dann endet die Punkterunde 2018/2019, in der diesmal im Übrigen jeder Teilnehmer zwei Spiele weniger zu bestreiten hat als bisher. Der Grund: die Staffel startet nicht mehr mit Überhang, sondern nun mit der Sollstärke von 15 Mannschaften.
Letzteres wirkt sich auch auf den Abstieg aus. So bleibt die in der vergangenen Saison noch drohende Hardcore-Version mit vier Direktabsteigern diesmal definitiv erspart. Wer für den Tabellenkeller in Betracht kommt, ist dann freilich wieder ein anderes Thema. Wohl nicht verwunderlich: auch hierzu hebt im derzeitigen Aufgalopp keiner den Finger, der sich selbst dort sähe. Wir? Bitte nicht!